Syl

"Roter Alarm!" rief der Erste Offizier. Auf dem Hauptschirm nahm die Subraumanomalie inzwischen die gesamte Bildfläche ein. Die Endeavor wehrte sich tapfer gegen den Sog, der sie zu verschlingen drohte, doch obwohl die Triebwerke auf Maximum arbeiteten, wurde das Schiff langsam aber sicher in die Anomalie hineingezogen. Der Navigator, ein junger Offizier, schluckte und rief: "Abstand 3.000 Meter, fallend. Sir, wir ..." Er räusperte sich. Über das Lautsprechersytem erklang die besorgte Stimme von Chefingenieur Schott:
"Captain, lange macht sie das nicht mehr mit! Wir müssen die Triebwerke absschalten, sonst fliegt uns hier alles um die Ohren!"
Captain Douglas blicke grimmig auf den Schirm.
"Na schön. Mister Shaka, Triebwerke abschalten, Schilde auf Maximum. Wir lassen uns reinsaugen und hoffen das Beste!"
Der erste Offizier hob eine Augenbraue, sagte aber nichts. Das Schiff wurde in die Anomalie gesogen, das Leuchten auf dem Hauptschirm wurde erst intensiver und dann wieder schwächer, und nach wenigen Augenblicken schien alles vorbei.
"Schadensmeldungen von allen Decks!" befahl der Captain. Der erste Offizier antwortete prompt.
"Keine Schäden. Alle Decks melden Einsatzbereitschaft... warten Sie, da ist..."
In diesem Moment ertönte Schotts Stimme über Interkom: "Captain, wir verlieren die Antimaterieeindämmung. Ich muss den Kern abwerfen!"
"Dann tun sie's, und dann nichts wie weg hier, bevor die Explosion uns zerreisst!" rief der Captain.
Lieutenant Shaka hämmerte auf die Kontrollen seiner Station. "Sie reagiert nicht Sir! Der Antrieb ist ausgefallen, und der Computer spielt auch verrückt! Nichts geht mehr!"
Der Captain fluchte leise. Dann erfasste eine lautlose Explosion das Schiff, die künstliche Schwerkraft fiel aus, und schlielich wurde es dunkel in der Zentrale.

"Verdammt, was ist da los!" fluchte Douglas, doch im selben Moment sprang die batteriebetriebene Notbeleuchtung an. Der Captain schwebte auf seiner Brücke und holte tief Luft, bevor er die Schadensmeldungen aller Decks abfragte. Es war fürchterlich: Nichts funktionierte mehr, sogar der Bordcomputer hatte den Geist aufgegeben. Einzig die Hilfsfusionsreaktoren, Teile der Lebenserhaltung, das Ersatzinterkom und die primitiveren Sensoren waren noch intakt, so schien es. Was immer die Anomalie mit seinem Schiff gemacht hatte, es war etwas sehr gefährliches...
"Nav, wo sind wir?" fragte der Captain gepresst.
"Die Instrumente und der Computer sind ausgefallen, Sir, aber es sieht aus, als wären wir in einem Sonnensystem eines gelben Zwergsterns. Von den Sternenkonstellationen, die die Außenkameras zeigen, her würde ich sagen, wir sind irgendwo in der Nähe des Solsystems... aber das hier ist kein System, das mir bekannt wäre. Ohne die Instrumente wird sich die Antwort... noch ein paar Stunden hinziehen, Sir." Shaka schluckte.
Lieutenant Unturu räusperte sich, während sie sich schwebend an ihrer Station festhielt. "Sir, ich empfange Radiobotschaften. Notrufe."
"Wie viele?"
"Kann ich nicht sagen. Hunderte, vielleicht Tausende. Was immer gerade passiert ist, es hat nicht nur uns betroffen."
Der Captain seufzte. "Von wo kommt das nächste Signal?"
"Von einem Objekt, das auf dem Radar als... ziemlich groß erscheint und etwa sechzigtausend Kilometer vor uns treibt. Es identifiziert sich als 'Sternenzerstörer Protector, vom Galaktischen Imperium'. Sie... sprechen Standard, Sir."
"Na, schön, wollen wir doch mal sehen, was hier eigentlich los ist. Kanal öffnen. Auf den Schirm."
Unturu räusperte sich. "Nur Audio, Sir."
"Na, dann eben auf die Lautsprecher." sagte Douglas schmunzelnd. Die unfreiwillige Komik der Situation wurde ihm langsam bewusst. Aus den Lautsprechern ertönte nun eine unbekannte menschliche Stimme.
"Ich bin Captain Dragodah vom Sternenzerstörer Protector. Identifizieren Sie sich."
"Captain Douglas, vom Raumschiff Endeavour. Sind Sie...?" Weiter kam er nicht, Dragodah unterbrach ihn rüde.
"Sie gehen längsseits und assistieren uns bei Reparaturen. Wir sind in eine Art Wirbel geraten und haben... Schäden davongetragen."
Douglas stutzte. "Wie bitte?"
"Ich sagte, Sie gehen längsseits und..."
"Warum sollten wir das tun?" unterbrach ihn Douglas.
"Weil sie sonst sehr großen Ärger mit dem Imperium bekommen werden, zum Donnerwetter!"
"Und wer ist 'das Imperium'?"
Der Gegenüber schwieg eine Sekunde, dann erst antwortete er. "Der mächtigste Staat der Galaxis. Ich weiss nicht, von welchem Hinterwäldlerplaneten Sie stammen, aber Sie sollten sich mit dem Imperium gutstellen. Gehen Sie jetzt längsseits."
"Das wird nicht gehen. Bleiben Sie auf Empfang, wir melden uns." Douglas gab Unturu ein Zeichen, und sie beendete die Verbindung. "Lieutenant, geben Sie mir irgend ein anderes Schiff. Vielleicht eines mit einem weniger aufgeblasenen Captain."

Syl ist ein einzelnes Sonnensystem, in das die Vertreter der verschiedensten Science-Fiction-Universen durch ein seltsames Phänomen versetzt wurden, ohne eine Erklärung dafür zu haben. Im Bereich der Sonne Syl funktioniert nur solche Technik, die mit den realen physikalischen Gesetzen vereinbar ist - was bedeutet, dass reaktionslose Antriebe, überlichtschnelle Kommunikations- und Antriebstechnik und dergleichen nicht funktioniert. In der Praxis heisst das, dass die meisten Neuankömmlinge im Syl-System vollkommen hilflos gestrandet sind... doch nicht ohne Hoffnung. Syl besitzt nur wenige Planeten, stattdessen jedoch Tausende von künstlichen Habitaten, die, mit Rotationsschwerkraft ausgestattet, all jenen eine Heimat bieten, die hier gestrandet sind. Wer diese Habitate baute, oder warum, ist völlig unbekannt.

Und so versuchen nun Klingonen und Borg, Imperiale und Rebellen, Koloniale und Zylonen (alt und neu), Überlebende der Liga Freier Terraner, des Kristallimperiums und der Terminalen Kolonne TRAITOR, ja, Vertreter so ziemlich jedes einzelnen Science-Fiction-Unsiversums, das einem nur einfallen kann (solange es dort Raumschiffe gibt), im Syl-System zu überleben und das „Land“ in Besitz zu nehmen. Raumschlachten werden geschlagen, Verträge geschlossen, Allianzen gebildet, und zwischen den Habitaten der Erbauer und den unzähligen, oftmals nur teilweise flugtüchtigen Raumschiffen aus ungezählten Universen fliegen neue Konstruktionen, den Newtonschen Gesetzen folgend, umher. Immer wieder stoßen die Bewohner Syls auf neue rätselhafte Artefakte der geheimnisvollen Erbauer und dringen an Orte vor, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist...

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